Wenn U2 mit der U2 fährt – Kampagnen, die Wirkung erzeugen. Ein Einblick in Marketingagenturen mit Christian Artopé
09.02.2023Werbung begegnet uns heutzutage überall. Umso schwieriger ist es für Unternehmen und Marken sich voneinander abzuheben und mit ihrer Werbung durch ein Alleinstellungsmerkmal zu glänzen. Christian Artopé hat sich genau das zur Aufgabe gemacht. Als einer der Geschäftsführer der Kampagnenagentur „GUD.berlin“ möchte er mit Werbung Wirkung erzeugen. Am 09.02.2023 ermöglichte er den Masterstudierenden der Medienkommunikation im Seminar „MK on the Job“ einen Einblick in den Agenturalltag und den kreativen Prozess hinter Marketingkampagnen.
Marketing-, Werbe- oder Kampagnenagentur – Bezeichnungen auf die man oft stößt. Letztendlich bedeuten sie fast alle das Gleiche. Aber so einfach es mit den Bezeichnungen ist, so schwer lässt sich inhaltlich alles für eine Definition unter einen Hut bringen. Deutlich wird dies vor allem in Anbetracht der diversen Berufsfelder, die innerhalb einer Agentur zu finden sind. Von Social-Media-Manager:innen über Texter:innen bis hin zu Softwareentwickler:innen – ein breites Spektrum an Berufen ist in einer Kampagnenagentur üblich.
Als geschäftsführender Partner ist Christian Artopé vor allem für die Koordination und die Geschäftsentwicklung zuständig. Zudem vertritt er die Agentur nach außen und zeigt wer hinter den Kampagnen steckt.
Apropos Kampagne! Wie war das jetzt mit „U2 in der U2“?
Diese Kampagne gehörte zu einem von Christians Highlights im Berufsleben: Zusammen mit der BVG, den Berliner Verkehrsbetrieben, hat GUD.berlin nicht nur die Kampagne #weilwirdichlieben ins Leben gerufen, sondern auch ein Überraschungskonzert am Bahngleis mit den Weltstars Bono und The Edge der irischen Rock-Band „U2“ in der gleichnamigen U-Bahn-Linie U2 organisiert, in der sie zuvor noch selbst mitgefahren sind. Eine Kampagne, die viral ging, und für Christian einmal mehr das Hobby zum Beruf machte.
Bis es jedoch zu solchen Momenten kommt, steht ein langer Prozess der Kampagnenplanung an. Neben den Zielen müssen zunächst die Zielgruppen und Marketingkanäle definiert werden. Ob Produkt, Veranstaltung oder Kommunikation, Ziele können unterschiedliche Formen annehmen, damit Kund:innen-Wünsche bestmöglich umgesetzt werden können. Eine große Stütze bei der Definition einer Zielgruppe bilden Personas. Diese dienen der Ermittlung von Merkmalen und Persönlichkeitsprofilen, um eine gute Grundlage für gezieltes Marketing zu schaffen. Zum Schluss steht die Auswahl der Marketingkanäle an. Auch hier ist eine große Bandbreite an Möglichkeiten vorhanden. Christian betont, dass vor allem das Social-Media-Marketing aus der heutigen Werbekommunikation „nicht mehr wegzudenken“ ist.
Nicht mehr wegzudenken sind für Christian neben den BVG-Kampagnen auch andere Kampagnen, die für Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein stehen. So sind unter anderem Projekte mit den Unternehmen eBay Kleinanzeigen und der Deutschen Bahn entstanden. Aktuell läuft auch eine Kampagne mit der Organisation Sea-Watch, die auf die Flüchtlingstragödie im Mittelmeerraum aufmerksam macht und so eine tiefgründige Message behandelt, die im Gedächtnis bleibt. Kampagnen wie diese entstehen durch einen langen kreativen Prozess. Von der Grundidee bis zur geschalteten Werbung vergehen in der Regel zwischen drei und sechs Monaten. Wie lange die Kampagne läuft, ist von Kund:in zu Kund:in unterschiedlich. Einige Projekte werden sogar über längere Zeit hinweg weiterhin mitbegleitet – „Grundrauschen“ wie Christian es nennt. Demnach gibt es Kampagnen, die kontinuierlich durch die Agentur geupdatet werden.
Vor allem die Nähe zu einem Projekt unterscheidet eine Agentur von einem Unternehmen. Auch ist die Spezialisierung der Fähigkeiten innerhalb einer Agentur größer. So variiert je nach Beruf und Aufgabe das Repertoire an Fähigkeiten, die Mitarbeitende mitbringen müssen. Doch das Zusammenwirken Aller schafft am Ende das große Ganze. Von Bedeutung ist dabei das Arbeiten mit Leidenschaft und das Kennen von Grenzen, so ist die Work-Life-Balance ein essenzieller Bestandteil der Arbeitskultur der Agentur GUD.berlin, selbst in heißen Phasen der Projekte. In dieser Hinsicht bestehen jedoch auch oft Unterschiede von Agentur zu Agentur, für Christian ist es aber sehr wichtig, dass darauf geachtet wird. Außerdem schätzt er an seinem Arbeitsalltag besonders die Kontaktfreudigkeit und das „Zusammenarbeiten mit vielen tollen Menschen.“
Die Nähe zu Menschen, die Kommunikation, und die Kreativität sind also Kernbestandteile einer Kampagnenagentur. Mit dem MK-Studium ist man vor allem im Bereich der Soft Skills gut auf das Arbeitsleben in einer Agentur vorbereitet. Wo das MK-Studium noch Lücken aufweist, ist im Bereich der Betriebswirtschaft sowie bei gestalterischen Fähigkeiten. Trotzdem betont Christian, dass es sinnvoll ist, Berufserfahrung zu sammeln, bevor man den Schritt von einem Unternehmen in eine Agentur wagt.
Wer mit Werbung Wirkung erzeugen möchte, sollte sich aber nicht davor scheuen den Berufsweg in einer Agentur zu gehen.
Von Jülide Ön und Hannah Feldrapp (Master Medienkommunikation), betreut von Fabian Mayer.