Journalismus beim BR? - Altbewährtes Storytelling auf neuen Kanälen
05.12.2018Clemens Finzer sprach vor den Studierenden über das Berufsfeld Journalismus. Im Seminar „MK on the Job“ sprach der Ausbildungsleiter des BR über die Herausforderungen des digitalen Wandels für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Jobs von „gestern“ und „morgen“.
Clemens Finzer studierte unter anderem Geschichte auf Gymnasiallehramt und absolvierte studiumsbegleitend eine journalistische Ausbildung. Nach 15 Jahren als sog. „fester Freier“ wurde er Ausbildungsleiter für Journalismus beim Bayerischen Rundfunk.
Um in das Berufsbild Journalismus im öffentlichen Rundfunk einzuleiten, ging Finzer auf die besondere Entstehung der Landesrundfunkanstalten durch die Alliierten und das duale Rundfunksystem durch Entstehen der privaten Sender ein. Die dezentral organisierte Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten prägt das Berufsfeld des öffentlich-rechtlichen Journalismus bis heute.
Mit viel Leidenschaft sprach Finzer über die Rechte und Pflichten der Berichterstattung. Zum Beispiel das Aufnahmerecht und das Recht zur Tatortbesichtigung. Außerdem die Verpflichtung zum Quellenschutz und die Pflicht der Verlautbarung. Gleichzeitig ging es um den digitalen Wandel der Branche: Wie kann der unabhängige öffentlich-rechtliche Rundfunk mit internetbasierten (meist amerikanischen) Formaten um die junge Zuschauerschaft konkurrieren? Während Netflix allein 6 Mrd. in eigens produzierte Serien investiert, stehen ARD und ZDF nur ca. 8 Mrd. für die gesamte Finanzierung zur Verfügung.
Anschließend ging es um Jobs von „gestern“ und „morgen“. Die Zuschauerzahlen bei den jungen Menschen sinken, deshalb sucht der BR heute nicht nur nach journalistischen Fähigkeiten, sondern auch Design, Producing, Mediengestaltung, Programmierung und Distribution bei Bewerberinnen und Bewerbern. Das altbewährte Handwerk des „Geschichten-Erzählens“ bleibt bestehen, während sich Verbreitungswege und Technologien rapide verändern. Gesucht werden Allrounder, die flexibel auf neue Technologien reagieren können, aber auch Spezialisten, wie etwa Data Journalists.
Beim Bayerischen Rundfunk kommen jährlich ca. 300 Bewerber auf 12 Volontariate. Der BR trumpft mit jungen Formaten, wie der Eisner-Story über Whatsapp, der @news_wg auf Instagram und der BR24 App auf. Auch wenn manchen der öffentliche Rundfunk verstaubt vorkommen mag, bietet der BR sowohl 60-plus, als auch den 14-29-Jährigen, die Möglichkeit sich zu informieren.
Die Studierenden aus dem Master Medienkommunikation konnten dem Vortrag viele wertvolle Informationen und Denkanstöße entnehmen, die den Einstieg in das berufliche Leben nach der Universität sicher erleichtern werden. Und vielleicht ist Journalistin oder Journalist ein Beruf von „morgen“ für den einen oder anderen.
Von Marc Roder (Master Medienkommunikation)