„Arbeiten in Agenturen – Der beste Job der Welt?“ – Gastvortrag von Dr. Ralf Nöcker
28.01.2019Dr. Ralf Nöcker gab im Rahmen des Seminars „MK on the Job“ einen Einblick in die vielfältige Arbeit der führenden deutschen Kommunikations- und Werbeagenturen und räumte mit Vorurteilen gegenüber Agenturjobs auf.
Dr. Ralf Nöcker startete seine Karriere mit einer Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann und ergänzte seine praktische Ausbildung um ein Studium der Betriebswirtschaftslehre und Philosophie an der Justus-Liebig-Universität Gießen, welches er mit dem Titel des Diplom Kaufmanns abschloss. Im Anschluss promovierte Nöcker am Lehrstuhl für „Internationale Unternehmungen und Unternehmenszusammenschlüsse“ an der Universität Gießen. Auf seine Promotion, folgte sein erster Lehrauftrag und eine Stelle als Wirtschaftsredakteur bei der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, wo er vornehmlich über betriebswirtschaftliche Themen, Kommunikationsagenturen, Marketing und Management schrieb.
Nach seiner Anstellung als stellvertretender Leiter der Unternehmenskommunikation bei Kienbaum Consultants International, fand er schließlich seinen Weg zum Gesamtverband führender Kommunikationsagenturen und leitet mittlerweile seit zehn Jahren die Geschicke des Verbands als Geschäftsführer. Hauptbestandteil seines Arbeitsalltags ist, so Nöcker, den Politikern in Berlin zu erklären wie die [Werbe-] Branche funktioniere und wie die Digitalisierung diese beeinflusse. Nöcker äußerte dabei den Verdacht, dass Karriere im Allgemeinen und seine Karriere im Speziellen wenig beinflussbar beziehungsweise im Kern zufällig sei.
Der GWA – Deutschlands führende Agenturen
Als Geschäftsführer des Gesamtverbandes der deutschen Kommunikations- und Werbeagenturen betonte Nöcker, dass sein Verband nicht die Interessen aller 33.000 in Deutschland angemeldeter Agenturen vertritt, sondern die der 107 dem Verband Zugehörigen. Diese 107 ausgewählte Agenturen müssen, wie Nöcker formulierte: „richtig Marke machen“. Außerdem müssen diese mehr als zwölf Mitarbeiter haben und mindestens zwei Jahre am Markt bestehen. Agenturen, die diese Voraussetzungen erfüllen sind demnach nicht nur Agentur-Riesen, wie „Serviceplan“ oder „Jung von Matt“, sondern und das betonte Nöcker: „auch kleinere Agenturen, die Nischen wie zum Beispiel Healthcare bespielen“. Über den von der GWA verliehenen „Effie-Award“, der in 44 Ländern vergeben wird, sagte Nöcker, dass dieser nicht, wie beispielsweise die „Cannes Lions“ für besonders kreative Cases verliehen werde, sondern vielmehr auf die Effektivität einer Kampagne abziele.
„Die Drehbuchautoren von Mad Men kannten sich sehr gut aus“, …
… meinte Nöcker und spricht dabei von einer schlechten Work-Life-Balance, hohem Leistungsdruck und patriarchalisch geführte Agenturen, die in der amerikanischen Kultserie thematisiert werden. Diese Bedingungen haben jedoch, so versichert er, nichts mit dem aktuellen Alltag in Agenturen zu tun und gehören der Vergangenheit an. Heutzutage diktiere der Arbeitnehmer die Regeln der Agenturbranche. Flexiblere Arbeitszeiten sowie eine gute Bezahlung seien in GWA-Agenturen Normalität. Absolventen, die sich für eine GWA-Agentur entscheiden, erwartet ein sicheres Arbeitsumfeld, flache Hierarchien und vielfältige Themen und Projekte. Nöcker räumte zwar ein, dass sich wenig an den projektabhängigen, schwankenden Arbeitszeiten, geändert habe, diese jedoch teilweise durch Überstundenausgleiche und persönlichen Freiräume aufgewogen werden.
TIPP – „Werdet strategische Planer!“
Mit Hinblick auf die Ausrichtung des Studiengangs Medienkommunikation, empfahl Nöcker eine Laufbahn als strategische Planer anzustreben und gab zu bedenken, dass viele der aktuellen Geschäftsführer von GWA-Agenturen als Planer begannen und durch ihr Verständnis für Kunden, Kreative und Finanzielles eine steile Karriere hinlegten.
Falls das Interesse für die Branche geweckt wurde, empfiehlt Nöcker auf komm-in-die-agentur.de/profilfinder/ den individuell passenden Job zu finden. Denn im Gegensatz zu vor einigen Jahren, suche man in Agenturen nicht nur Texter und Digitalexperten, sondern habe in allen Bereichen offene Stellen zu besetzen.
Von Konstantin Ripperger (Master Medienkommunikation)