„Always on” und ständig erreichbar - hinter der Arbeit mit Social Media steckt mehr, als man denkt
09.02.2021„Social Media ist nicht schwer und kein richtiger Beruf.” – mit diesem Vorurteil räumten die Social Media Managerinnen Lydia Rischen (Snipes SE) und Isabell Föhrkolb (Agentur Brandmarker) am Donnerstag im Master-Seminar „MK on the Job” gründlich auf.
„Bekäme ich jedes Mal einen Euro, wenn ich diesen Satz hören würde, wäre ich schon Millionärin”, entgegnet Isabell Föhrkolb, die in der Agentur Brandmarker mit Sitz in Bayreuth als Teamleiterin Social Media angestellt ist. Auch Lydia Rischen, die bei der Handelskette für Streetwear und Sneaker als Teamleiterin Social Media arbeitet, sei oft mit diesem Vorurteil konfrontiert.
Dabei gehöre zum Berufsalltag eines/r Social Media Manager:in viel mehr als nur Beiträge zu posten und Kommentare zu beantworten: beispielsweise regelmäßige Zielgruppen- und Konkurrenzanalysen, die Planung umfassender Kampagnen, das Festlegen und Abarbeiten ausführlicher Redaktionspläne oder auch das kontinuierliche Monitoring aller Daten der Social Media Aktivitäten. Zudem werden meist viele Social Media Kanäle gleichzeitig bespielt. Neben den “klassischen” sozialen Netzwerken wie Facebook und Instagram werden auch berufliche Netzwerke wie LinkedIn und Xing genutzt, zudem Media Sharing Plattformen wie YouTube, außerdem Blogs, Foren und teilweise auch Messengerdienste wie WhatsApp. „Gegen Ende des Jahres 2020 war neben Instagram auch LinkedIn ein großer Renner bei uns”, erläutert Föhrkolb. In der Agentur Brandmarker plant das Team um die Expertin Kampagnen für die unterschiedlichsten Kund:innen – vom Parketthersteller bis hin zu Bademodenhersteller. Die Unternehmen bringen natürlich auch die unterschiedlichsten Erwartungen mit. Gerade in Zeiten der Coronapandemie seien Businessplattforen wie LinkedIn besonders gefragt, da die Unternehmen durch Recruiting versuchten, ein positives Image für sich aufzubauen.
Generell ist die Frage nach dem richtigen Netzwerk für die Unternehmenskommunikation aber abhängig von der Zielgruppe. „Bei Snipes haben wir eine recht junge Zielgruppe, daher ist Instagram für uns das wohl wichtigste Netzwerk überhaupt”, berichtet Lydia Rischen. Sie plant bei Snipes große Kampagnen für Nike, Adidas und andere – teilweise auch mit bekannten Werbegesichtern. 1,7 Millionen Follower tummeln sich derzeit auf dem deutschen Instagram-Profil des in Essen gegründeten Unternehmens. Auch auf dem Ableger für den US-Markt finden sich über 300 000 Anhänger. Gesteuert werde alles aus Köln, so die Expertin. Mit den Beiträgen erreicht Snipes weltweit Kund:innen. „Der Markt ist natürlich sehr unterschiedlich”, sagt Rischen über die Herausforderung, eine Marken-DNA von Deutschland in die USA zu transportieren. Auch innerhalb von Europa sei dies schon schwierig. „Der Franzose shoppt ganz anders als der Spanier beispielsweise”, so die Expertin. Eine genaue Zielgruppenanalyse und Fingerspitzengefühl bei unterschiedlichen Kampagnen sind hier vermutlich besonders wichtig.
Eine weitere Herausforderung in diesem Berufsfeld und ein Nachteil von Social Media im Allgemeinen ist für beide Expertinnen ganz klar die ständige Erreichbarkeit. Beide gehen damit jedoch unterschiedlich um. Lydia Rischen verzichtet beispielsweise darauf, zwischen Arbeits- und privatem Smartphone zu wechseln. Dies sei ihr auf Dauer zu umständlich gewesen. Isabell Föhrkolb dagegen setzt auf die strikte Trennung von Privat- und Berufsleben. Gerade in der aktuellen Pandemie sei die Situation noch stressiger geworden, da sich nun noch mehr Menschen online aufhalten und kommunizieren. So bleibe, laut Föhrkolb, auch am Wochenende oft nicht viel Freizeit.
Ihre Berufswahl überdenken die beiden Expertinnen dennoch nicht. Sie schätzen ihren abwechslungsreichen Berufsalltag und den ständigen Austausch mit Mitarbeiter:innen aus den unterschiedlichsten Unternehmensbereichen und Branchen. Gerade im Social Media Marketing wird oft im Team gearbeitet – die Kampagnen werden meist im engen Kontakt mit Fachexpert:innen aus Bereichen wie Grafikdesign, IT und Online-Marketing durchgeführt. Auch innerhalb des Social Media Teams seien die meisten unterschiedlich spezialisiert. „Es gibt dann beispielsweise einen Performance Marketing Manager und einen, der sich mehr um Content kümmert”, erklärt Lydia Rischen. Daher dürfte der Beruf besonders kommunikative, teamfähige Menschen ansprechen. Erforderliche Soft Skills sind vor allem auch Eigenverantwortlichkeit und eine konzeptorientierte Arbeitsweise, wenn es um die Planung von Kampagnen geht. Als Hard Skills sind besonders gute Englisch- und Deutschkenntnisse zu nennen – erfordert die Arbeit mit Social Media doch oft das Verfassen englischer Texte und Aufgreifen internationaler Trends. Auch der Umgang mit gängigen Analysetools, Produkten der Adobe Creative Cloud sowie Grundkenntnisse in Foto- und Videoproduktion sind bei der Bewerbung von Vorteil. Für MK-Studierende gibt es demnach eventuell noch etwas Nachholbedarf. Trotzdem sollte man sich davon nicht abschrecken lassen. Eine hohe Hürde für den Berufseinstieg sehen die beiden Expertinnen tatsächlich nicht. Gewisse EDV-Kenntnisse und sonstige Fähigkeiten ließen sich leicht nachholen. Ein Muss sei vor allem die Affinität zu Social Media und das Interesse an den unterschiedlichen Kanälen – auch privat, so Rischen.
von Angie Do & Helena Karl (Master Medienkommunikation), betreut von Ann-Kristin Herget